Digitale Kartierung und Interpretation von jüdischem Kulturerbe
Im Mittelpunkt dieses zweiwöchigen Projekts standen neue Formen der Erforschung und Vermittlung des jüdischen Friedhofs Zittau als einer der wenigen erhaltenen Orte jüdischen Kulturerbes in der Region. Mit Hilfe digitaler Werkzeuge und Methoden der Kulturerbe-Interpretation haben die Teilnehmenden gemeinsam Inhalte für einen virtuellen Rundgang über den Friedhof erarbeitet. Dieser vermittelt Informationen über Menschen, Orte, persönliche Geschichten und historische Ereignisse, die mit dem Friedhof verbunden sind.
Was ist "Interpretation von Kulturerbe"? Kulturerbe-Interpretation ist eine Methodik, die ursprünglich in den 1950er Jahren entwickelt wurde, um Besucher:innen von US-Nationalparks besser anzusprechen. Bei der Kulturerbe-Interpretation passieren vier wesentliche Dinge: Die Neugier und das Interesse der Besucher:innen für ein wenig bekanntes Thema werden geweckt. Eine historische, kulturelle oder Naturerbe-Stätte wird in Beziehung zum eigenen Wissen, zur eigenen Erfahrung, zum eigenen Hintergrund und zu den eigenen Werten gesetzt. Die Bedeutung des Ortes wird vermittelt und im besten Falle trägt die Interpretations-Methodik dazu bei, dass die Bildungserfahrung Spaß macht und für die Besucher:innen spannend ist. Diese Herangehensweise wird mittlerweile von vielen Museen, historischen Stätten, Naturparks und Kulturerbe-Stätten auf der ganzen Welt verwendet.
In diesem Projekt haben wir Methoden der Kulturerbe-Interpretation angewendet, um verschiedene Bedeutungsebenen des jüdischen Friedhofs in Zittau zu verstehen und zu vermitteln. Ziel war es, aus dem historischen Ort Erinnerungsräume zu entwickeln, in denen jüdisches Leben, Sterben und Kulturerbe in der Region in einer verständlichen Weise nachvollzogen werden können - vor Ort wie auch online. Neben einer Einführung in die wichtigsten historischen Quellen und Materialien zum jüdischen Friedhof haben die Teilnehmenden eine Grundausbildung im Umgang mit Kulturerbe-Interpretation, Interpretationsplanung und Interpretationsmedien erhalten. Sie haben in Kleingruppen gearbeitet, die sich jeweils auf einen spezifischen Aspekt des Friedhofs konzentrierten.
Die Arbeit wurde von einem Kultur- und Bildungsprogramm begleitet. Wir haben weitere Orte jüdischen Lebens in Görlitz (GER) und Sieniawka (PL) besucht und einen Einblick in die kulturellen Besonderheiten des Dreiländerecks gewonnen. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, in den Austausch mit Menschen vor Ort zu kommen, mit ihnen über ihre Arbeit zu sprechen und selbst Fragen zu stellen.